Nanotechnologie: Panikmache um den „Grey Goo“

Obgleich die Nanotechnologie eine Vielzahl von Vorteilen verspricht, befürchten Skeptiker, dass sie unseren Planeten zerstören könnte, indem sie unseren Lebensraum in etwas verwandelt, das unter dem Schlagwort "Grey Goo" ("grauer Schleim") bekannt ist. Der Analyst Peter Cochrane warnt vor solchen Befürchtungen.

All diese Bedrohungen sollten verheerenden Schaden anrichten, uns in Mutanten verwandeln oder in unkontrollierbaren weltweiten Epidemien Tausende von Opfern dahinraffen: Retorten-Babys, Fruchtbarkeitshormone, geklonte Tiere, durch Verhütungsmittel verursachte Thrombosen, Rinderwahnsinn, menschliche Klone, Stammzellenforschung, Hirnschäden durch Mobiltelefonie, genmanipulierte Pflanzen, das West-Nil-Virus, SARS – die Reihe ließe sich beliebig fortsetzen und wird wöchentlich länger.

Und was ist in Wirklichkeit passiert? Im Grunde gar nichts. Die echten Gefahren heißen nach wie vor Malaria, Krebs, Herzerkrankungen, Grippe und Unfälle im Haushalt oder auf der Straße.

Derzeit steht die Nanotechnologie im Rampenlicht – Horrorszenarien sehen unseren Planeten bereits in einen grauen Schleim verwandelt. Warum müssen wir uns eigentlich immer über nicht existente Probleme aufregen und unsere Zeit mit Sorgen über bedeutungslose Themen verschwenden? Ist der berühmte graue Schleim – angeblich die zwangsläufige Folge der Nanotechnologie – also nur ein weiteres Schauermärchen von vielen? Pure Sensationsgier der Medien? Suchen wir nur wieder ein Ventil für unsere unbestimmten Ängste, weil im Grunde ja alles in Ordnung ist? Oder ist da doch mehr dran?

Es scheinen hierbei vier grundsätzliche Mechanismen am Werk zu sein: der Wunsch nach Publicity, sowohl seitens der Experten als auch der Laien eines bestimmten Fachgebiets; Sensationsheischerei aus finanziellen Gründen; durch völlige Unwissenheit begründete Angstzustände; und schließlich hausgemachte Ressentiments gegen Wissenschaft und Forschritt im Allgemeinen.

Und mittendrin die gute alte Öffentlichkeit, die versucht, sich auf all die widersprüchlichen Aussagen einen Reim zu machen. Dabei wird von oder in den Medien nie ein unvoreingenommenes, durchdachtes und klar umrissenes Bild gezeichnet – es werden lediglich engstirnige und völlig subjektive Schlammschlachten präsentiert. Der Begriff der sachlichen Diskussion scheint nicht mehr zu existieren oder zeitgemäß zu sein – vielleicht sollte man ihn direkt aus unserem Wortschatz streichen.

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3 Kommentare zu Nanotechnologie: Panikmache um den „Grey Goo“

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  • Am 7. Mai 2008 um 9:15 von S. Bohlender

    Skepsis abschaffen?
    Der Anteil der negativen Bericherstattung ist geringer, als der Verfasser des Artikels denkt. Es findet meines Erachtens mehr positive Berichterstattung statt, s. "nano" – Magazin im TV. Was die sog. Panikmache angeht: "Grey Goo" (der Schleim) ist als Vision derzeit nicht utopischer als die Technolgie selbst. Nur, weil die bisherigen Technologien überwiegend positiv genutzt werden (wenn man das so sehen will), kann man für die Zukunft nicht zwangsläufig ableiten, dass es nie zu einer Grey Goo – Katastrophe kommt. Eine hoch entwickelte Nanotechnologie würde Umstürze von nie gesehener Radikalität verursachen, da greift der Rückblick auf den Umgang mit vergangenen technologischen Neuerungen nicht mehr. Lesetipp: "Technische Singularität", z.B. in Wikipedia.

  • Am 19. Februar 2004 um 9:03 von Peter Schmid-Meil

    Ein Meisterstück des Kurzdenkens
    Peter Cochrane präsentiert sich in diesem Artikel als typischer Vertreter unserer schnelllebigen Zeit und der damit verbundenen Denkweise. Gleich in seinem Vorspann zitiert er allerlei Technologien und Krankheiten, die sich – seiner Meinung nach – als harmloser Medienhype heraus gestellt haben.
    Harmlos? Kommt auf die Betrachtungsweise an, würde ich sagen.
    Rinderwahnsinn: Inkubationszeit 10 – 15 Jahre. Wann war die ganze Geschichte doch gleich? Wieso eigentlich war? Das Problem existiert nach wie vor.
    SARS: Verwenden Sie den Begriff ‚harmlos‘ in diesem Zusammenhang mal in Ihrem nächsten Asienurlaub…
    Klonen, Stammzellenforschung, genmanipulierte Pflanzen, Mobiltelefonie: Das sind alles noch relativ neue Verfahren, bei denen sich erst zeigen wird, welche Schäden sie anrichten können.
    Interessanterweise hat er die Atomtechnologie nicht in seiner Liste, die ‚paar‘ Opfer waren wohl dann doch ein bisschen zu viel.
    Die Nanotechnologie ist zu neu und noch zu theoretisch, um die Möglichkeiten und Folgen konkret abschätzen zu können. Cochrane hat Recht, wenn er sagt, dass die Medien heute die Wahrnehmung von Gefahren diktieren und dabei auf Schlagzeilen aus sind und so manchen Ballon steigen lassen, der gleich wieder zerplatzt. Deswegen wird nicht der gehört, der sich am besten mit einer Problematik auskennt, sondern der, der am lautesten schreit.
    So wichtig Fortschritt ist, so wichtig ist auch Vorsicht, denn eins hat der Mensch ja wohl immer wieder konsequent geschafft: Alles was missbraucht werden kann, wird missbraucht – irgendwie und irgendwann.

  • Am 7. Februar 2004 um 17:56 von Daniel Dünker

    naja
    "Grey Goo" ist ja das Thema eines Romans, aber jeder, der sich mit dem Thema Nanotechnologie beschäftigt hat, weiß, dass das alles noch Zukunftsmusik ist.
    Nanotechnologie ist ja eigentlich alles, was sich in einer Größenordnung unter 90nm befindet. Und somit ist sie in allen möglcihen Fachbereichen vertreten.
    Beton ist die älteste Nanotechnologie der Menschheitsgeschichte, was klar wird, wenn man die Struktur betrachtet.

    Aber von derartigen Horrorszenarien wie sie prophezeit werden sind wir weit entfernt, da momentan keine Möglichkeit besteht dreidimensionale Nanostrukturen gezielt herzustellen, wir also von derartigen Nanobots weit entfernt sind ;)

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